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Nachhaltigkeit können wir alle

von Klasse 9c, Anne-Frank-Schule

Praktische Tipps zur Umsetzung eines nachhaltigeren Lebens erhielt die Klasse 9c von Valeria Koppert.

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Durch den Besuch von Valeria Koppert, einer ehemaligen Teilnehmerin am Programm „Nachhaltigkeitspraktiker“ der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, erhielt die Klasse 9c der Anne-Frank-Schule am 27.04.2023 einen Einblick in Möglichkeiten für ein nachhaltigeres Leben. Neben spannenden Details zu Lebensmitteln, Klima, Ernährung und Fortbewegung bekamen sie praktische Tipps zur Umsetzung eines anderen Lebensstils. Zum Schluss waren sich alle einig: Nachhaltigkeit ist keine Option, sondern eine Verantwortung für jeden einzelnen!

Schüler*in: Kann man den Klimawandel noch rückgängig machen oder ist es schon zu spät?

Frau Koppert: Ich würde mal behaupten, dass – so wie ich es wahrnehme – aktuell ein kritischer Punkt erreicht ist. In den Medien wird ja auch gesagt, wenn sich die verschiedenen Länder einigen würden oder es verschiedene größere Initiativen gäbe, könnten wir noch die Kurve kriegen.

Schüler*in: Was ist Ihre Definition von Nachhaltigkeit?

Frau Koppert: Nachhaltig ist alles, was auch langfristig hält oder sinnvoll ist und nicht schadet. Man muss sich überlegen, wie man Dinge so gestalten kann, dass viele Menschen lange etwas davon haben.

Schüler*in: Leben Sie nachhaltig und ab welchem Punkt haben Sie zu sich selbst gesagt, dass Sie nachhaltig leben wollen?

Frau Koppert: Ja, ich versuche es. Ich glaube, es war ein Prozess. Am Ende meiner Schulzeit habe ich gemerkt, dass ich persönlich Einfluss nehmen und etwas ändern kann. Keiner lebt perfekt nachhaltig, aber ich gebe mir Mühe. Ich versuche eine Balance zu finden zwischen dem, was mich stark einschränkt, und dem, was ich gut umsetzen kann. Wenn ich jeden Tag 2 Stunden mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren müsste, dann würde ich das nicht machen können, dann würde ich doch eher das Auto nehmen, wenn der Zug ausfällt. So gelingt es dann eben stückweise: Man denkt, ich könnte doch mal probieren, dies wegzulassen und dann merkt man nach einer Zeit, dass es möglich ist.

Schüler*in: Sind Sie auch durch Ihre Herkunft und Erziehung zu einem nachhaltigen Leben angehalten worden, zum Beispiel dadurch, dass Ihre Eltern Ihnen das vorgelebt haben? Oder ist ihnen selbst klar geworden, dass Sie so leben wollen?

Frau Koppert: Meine Eltern haben mir nie gesagt, dass ich die Plastiktüte doch mal sein lassen soll, es ist eher andersherum. Bezüglich der Ernährung ist mir selbst irgendwann klar geworden, dass die Ernährung eine wichtige und große Stellschraube ist.

Schüler*in: Wie kann man sicherstellen, dass Produkte nachhaltig sind?

Frau Koppert: Eigentlich gar nicht. Eine gewisse Sicherheit bieten Labels und Siegel, zum Beispiel Demeter für Bioland. Zu so einem Siegel gehören auch unangekündigte Kontrollen im Betrieb. Aber „nachhaltig“ ist aktuell kein geschützter Begriff.

Schüler*in: Wenn man beispielsweise Bio-Gemüse einkauft, werden ja keine Pestizide benutzt. Ist das gut?

Frau Koppert: Gesundheitlich tut man sich etwas Gutes, wenn man Bio-Gemüse isst. Bio-Gemüse ist vor allem deshalb gut wegen des Verzichts auf Düngemittel, das in den Boden und das Abwasser gelangen kann. Bei Tierwohl ist es eine andere Geschichte. Eine Bio-Kuh hat eine größere Fläche, was gut für das Tierwohl, aber weniger nachhaltig ist. Man braucht nämlich mehr Fläche, mehr Wasser, mehr Futter. Das ist unter Umständen nicht die nachhaltigste Option. Es gibt auch die Kg/Co2-Rankings. Die zeigen, dass hinter einem Kilogramm Bio-Rindfleisch mehr Co2 freigesetzt wird als in konventionell erzeugtem Fleisch. Das heißt aber nicht, dass Massentierhaltung besser ist. Die vielen Co2-Emissionen und die Massentierhaltung sind beide ein schlechter Deal. Deswegen ist es meiner Meinung nach das Leichteste, weniger oder kein Fleisch zu konsumieren.

Schüler*in: In welcher Rolle sehen Sie die Gesellschaft in Bezug auf Nachhaltigkeit?

Frau Koppert: Fakt ist, dass wir noch viel tun können. Ich beschäftige mich viel mit dem Thema und habe Erfahrungen auf dem Gebiet, und manchmal fällt mir auf, dass es eine kleine Bubble ist, in der ich lebe und in der ich mir vorstelle, dass es normal ist, kein Fleisch zu essen. Wenn ich mit anderen Menschen spreche, sind Dinge für sie komisch, die für mich normal sind (zum Beispiel auf Fleisch verzichten oder mit dem Rad fahren). Mir kommt es so vor, als ob das Thema Nachhaltigkeit allgemein eine große Rolle spielt und gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass es auch viele Menschen gibt, für die es vielleicht noch nicht so ein wichtiges Thema ist wie für mich.

Schüler*in: Haben Sie schon Mal etwas Negatives erlebt oder negative Sprüche gesagt bekommen, weil Sie nachhaltig leben oder vegetarisch essen?

Frau Koppert: Sprüche wie “Brauchst du nicht Fleisch, du bist zu dünn!”, habe ich schon oft gehört. Viele finden es auch komisch, dass man überall und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad fährt.

Schüler*in: Haben Sie schon mal Alternativen wie Fleischersatzprodukte probiert, also vegane Produkte aus Seitan oder Tofu und kommt es nah ran an das echte Fleisch?

Frau Koppert: Naja, teilweise. Fleischprodukte wie Hühnchen kann man gut imitieren, aber als Person, die lange kein Fleisch mehr gegessen hat, kann man es schlecht beurteilen. Mein Bruder, der kein Vegetarier ist, hat eine gute Einstellung: Er hinterfragt nämlich, warum man nach Ersatz sucht. Tofu kann sehr lecker sein, wenn man ihn richtig zubereitet, aber ich versuche nicht aus meinem Tofu ein Steak zu machen.

Schüler*in: Wie sind wir in der Lage, eine nachhaltigere Welt zu schaffen?

Frau Koppert: Jeder trägt ein bisschen was dazu bei und die Menschen, die die großen Stellschrauben drehen können, müssen sich auf den Hintern setzen und sich auf die richtigen Handlungsweisen einigen.