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Ohne Dampf lebt es sich besser

von Klasse 6 GA, Otto-Hahn-Schule

Welche gesundheitlichen Risiken das Vaping hat und wie man einer Sucht präventiv vorbeugt: Das erklärte der Experte Carsten Wirth der Klasse 6 GA.

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Die Klasse 6 GA der Otto-Hahn-Schule hat beobachtet, dass das Dampfen (Vaping) auch unter Jüngeren immer beliebter wird und hat sich bei zwei Experten zu den gesundheitlichen Risiken schlau gemacht.

Das Dampfen – auch Vaping genannt – wird zunehmend beliebter, auch unter jüngeren Schülerinnen und Schülern (SuS). Das Angebot ist groß, die gesundheitlichen Risiken jedoch wenig bekannt.

An der Bushaltestelle vor der Otto-Hahn-Schule treffen sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlichen Alters. Immer öfter probieren Kinder im jungen Alter schon die E-Zigarette, eine sogenannte Vape. E-Zigaretten existieren seit 2004 in Deutschland. Sie enthalten aromatisiertes Nikotin, Propylenglykol und Glycerin. Nikotin wird aus der Tabakpflanze hergestellt, ist krebserregend und kann in hohen Dosen tödlich werden. Der Benutzer von E-Zigaretten entscheidet über den Geschmack und die Menge des Tabaks.

Das Vaping entwickelt sich zu einer beunruhigenden Mode-Erscheinung, auch unter sehr jungen Schülerinnen und Schülern. Nicht selten sieht man sogar Fünftklässlerinnen und -klässler rauchen. Offensichtlich werden die Risiken dieses Trends von vielen unterschätzt. Die Klasse 6 GA der Otto-Hahn-Schule hat sich deshalb mit diesem Thema befasst und darüber recherchiert. Dazu haben die Schülerinnen und Schüler an erster Stelle Johannes Hock zu einem Gespräch eingeladen. Herr Hock ist Lehrer und Suchtprävention-Beauftragter an der Otto-Hahn-Schule. Er war bis vor kurzem Englischlehrer in der Klasse. Entsprechend herzlich wird er begrüßt, bevor das Interview losgehen kann.

SuS: „Haben Sie schon jemanden zum Thema Vaping an unserer Schule beraten?“

Hock: „Ja, ich musste schon mit einigen Schülern darüber reden, die gesundheitlichen Risiken betonen und diesbezüglich auf die Regeln aufmerksam machen. Ich muntere sie auch auf, darüber mit ihren Eltern zu sprechen. In vielen Familien weiß man gar nichts über die Gefahr, die vom Vaping ausgeht.“

SuS: „Wir sehen ganz junge Schüler vapen. Wo kommt das Thema Vaping hauptsächlich vor und warum ist es zu einem Trend geworden?“

Hock: „In meiner Erfahrung sind vor allem Achtklässler neugierig auf Vaping. Die sozialen Medien spielen eine große Rolle in der Verbreitung von dieser Mode-Erscheinung.“

SuS: „Was ist überhaupt ein Vape und wie funktioniert es?“

Hock: „Es handelt sich um eine E-Zigarette mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Durch Erhitzung bringt man die enthaltene Flüssigkeit zum Dampfen, daher der Name „vape“, welches das englische Wort für Dampf ist.“

SuS: „Was ist das Suchtmittel in der Vape?“

Hock: „Vapes beinhalten Nikotin, das süchtig machen kann. Dazu muss man erstmal den Unterschied zwischen Gewöhnung, Abhängigkeit und Sucht klären. Von einer Gewöhnung redet man, wenn man das Vaping gerade erst angefangen hat und man noch wenig körperlichen Schaden davon hat. Eine Abhängigkeit entsteht, wenn man zwar ab und zu zum Vaping greift, man aber einen normalen Alltag führen kann. Von Sucht redet man, sobald man an nichts anderes denken kann.“

SuS: „Was ist der Preis von Vapes?“

Hock: „Je nach Qualität des Gerätes zwischen acht und zweihundert Euro. Die gängigen Modelle können bis zu 15 Euro kosten.“

SuS: „Woher kommen die Vapes?“

Hock: „Sie wurden in Holland und in den USA erfunden, ursprünglich um die Raucherentwöhnung zu unterstützen. Leider ist daraus eine Mode geworden, die bei ganz jungen Menschen als eine Verharmlosung des Rauchens empfunden wird. Diese Menschen können später leichter und wie selbstverständlich zum Rauchen von Zigaretten versucht werden.“

SuS: „Was ist bei Vaping so schädlich?“

Hock: „Propylenglykol kann Augen und Atemwege reizen. Beim Erhitzen des Stoffs entsteht Formaldehyd, das die Weltgesundheitsorganisation (WHO) genau wie das Nikotin für Menschen als krebserregend einstuft. Abgesehen von dem Nikotin, enthalten E-Zigaretten auch andere Gift- und Schadstoffe, die für Mund und Rachenhöhle krebserregend sind. Je jünger der Raucher, desto schädlicher ist diese Gewohnheit. Außerdem enthalten diese Geräte eine Batterie, um das innere Spiral und damit die Flüssigkeit zu erhitzen. Ganz wichtig: Falls auf dem Schulhof Vapes liegen, bitte unbedingt liegen lassen! In Kontakt mit Wasser können diese Batterien nämlich explodieren.“

SuS: „Stimmt es, dass Vaping Stress abbaut?“

Hock: „Auf keinen Fall! Das wird von den Herstellern so beworben, stimmt aber nicht. Diese Botschaft gehört zur Marketingstrategie genauso wie die pfiffigen Verpackungen. Anders als bei Zigaretten wird auf der Verpackung von Vapes nicht auf die gesundheitliche Gefahr verwiesen.“

SuS: „Kann jeder Vapes kaufen?“

Hock: „Nein, laut Jugendschutzgesetz darf man in Deutschland unter 18 Jahren kein Vape kaufen oder rauchen. Den Verkäufern obliegt die Pflicht, nach dem Alter des Käufers zu fragen. Ein Verstoß gegen dieses Gesetz kann sehr teuer werden. Selbst das Rauchen in der Öffentlichkeit ist für Minderjährige verboten.“

SuS: „Wer verdient am Verkauf von E-Zigaretten?“

Hock: „Ein Großteil der Einnahmen geht dabei über die Tabak- und Mehrwertsteuer an den deutschen Staat. Die Zigarettenhersteller und -händler verdienen an jeder Zigarette rund 13,5 Cent.“

 

Nach diesem Interview sind die SuS der 6GA neugieriger geworden und haben entdeckt, dass laut einigen Studien das Vaping schlimme gesundheitliche Auswirkungen haben kann. Vapes enthalten zwar weniger Nikotin, aber durch die verschiedenen Geschmacksrichtungen werden die Raucher dazu verführt, mehr davon zu rauchen und so mehr Nikotin aufzunehmen, als ihnen bewusst ist. Manche Vapes enthalten sogar synthetisches Nikotin, dessen Wirkung auf Menschen noch nicht bekannt ist.

Soziale Medien tragen eine große Verantwortung dafür, dass das Vaping zu einem Trend wurde. Auf einigen Plattformen sind unheimlich viele Videos abrufbar, die Jugendlichen beim Testen von neuen Vapes oder gar beim Dampfwetteifern bis zur Ohnmacht zeigen (Quelle: Puff Bars und andere Einweg-E-Zigaretten, Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz, März 2022).                                                                                               

Präventionsexperte klärt über gesundheitliche Risiken auf

Im Rahmen dieser Recherche wurde am 13.03.2023 auch Carsten Wirth von der Fachstelle Prävention des Vereins Arbeits- und Erziehungshilfe zu einem Interview eingeladen. Die Zielgruppe seiner Tätigkeit spannt sich von der 6. Klasse bis zu den Abschlussklassen der beruflichen Schule. Als Erstes erklärte Herr Carsten die Bedeutung des Wortes Prävention. Prävention bedeute, vorzubeugen und zu verhindern. Schwerpunkt der Fachstelle bestehe nämlich darin, Jugendlichen Schaden und Risiken jeder Form von Sucht bewusst zu machen, damit sie gar nicht mit dem Rauchen bzw. mit dem Vaping anfangen und den entstehenden gesundheitlichen Schaden meiden.

Herr Wirth erklärte auch, dass die gefährlichsten Drogen Tabak und Alkohol seien, denn sie seien auch legal. Dadurch sei es vor allem jungen Menschen nicht bewusst, wie schädlich der Konsum dieser Substanzen ist. Mit 17 Millionen Rauchern sei die Tabaksteuer eine wichtige Einnahmequelle für den deutschen Staat.

Vaping: Verlockende Aromen und unterschätzte Gefahren

Für seinen Zweck hat Herr Wirth einige leere Vape-Hüllen herumgehen lassen, damit die SuS daran riechen. Die SuS haben festgestellt, dass sie künstlich, lecker, chemisch oder süß riechen. Die Geschmäcker richten sich nach den neuesten Geschmackstrends: Wassermelone, Apfel, Energy Drinks, Kaugummi und so weiter. Es wird erläutert, wie überhaupt eine E-Zigarette funktioniert: Aktuell haben E-Zigaretten eine kurze Lebensdauer, sie sind Einweg-E-Zigaretten, verfügen über einen Akku, der nicht wiedergeladen werden kann. Sie werden im Hausmüll entsorgt, was manchmal zu Bränden führe und eine Gefahr auch für die Mitarbeiter der Müllabfuhr darstelle. Die unterschiedlichen, eher süßlichen, Geschmäcker der Flüssigkeit, die für den Dampf sorgen, sowie das witzige Design des Produktes überzeugten viele Minderjährige von der Harmlosigkeit des Vapings.

Am Ende der beiden Interviews haben wir genug Informationen bekommen, um eine bewusste Entscheidung zu treffen, falls uns jemand eine E-Zigarette anbietet. Auf jeden Fall wissen wir spätestens jetzt, dass es sich um kein „cooles“ Spielzeug handelt und können andere vor den Risiken von Vaping mit guten Argumenten warnen. Wir hoffen, mit diesem Artikel noch mehr Schülerinnen und Schüler an anderen Schulen zu erreichen.