Die Klasse 6d des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums hat dem Frankfurter Stadtwald einen Besuch abgestattet und einiges Wissenswertes über die Natur, die dort lebenden Tiere und den Beruf des Försters erfahren.
An einem frühlingshaften, sonnigen Tag Anfang März machen wir uns durch den Stadtwald zu Fuß an der Bahnlinie entlang auf den Weg zum StadtWaldHaus zwischen Frankfurt und Neu-Isenburg. Auf dem verborgenen Weg riecht es nach Wald und feuchter Erde. Uns begleiten das Vogelzwitschern und Geraschel der Blätter, alles scheint ruhig, ja meditativ. Ab und zu rauscht ein Zug an uns vorbei. Es ist eine schöne Auszeit vom Unterricht im Klassenraum. Nur die Flugzeuge, die nicht weit von uns am Flughafen starten und dicht über den Bäumen immer wieder zu sehen und zu hören sind, stören diese Idylle.
Nach etwa 40 Minuten Fußweg gelangen wir durch ein Tor in das versteckt gelegene Gelände des StadtWaldHauses. Es ist fast menschenleer an diesem Morgen, bis auf eine Kindergartengruppe hält sich niemand hier auf - es entsteht schnell das Gefühl, weit weg von der Zivilisation zu sein. Verschiedene Wege führen durch das Gelände zu einer Häusergruppe. Zu dem Waldgeruch mischt sich nun der Geruch von Tieren.
Das Informationszentrum in der Mitte hat eine seltsame Bauweise: Das Dach ist mit Gras bewachsen. So fließt es in die Natur ein und wirkt dadurch getarnt. Am höchsten Punkt befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus die Besucherinnen und Besucher auf das Gelände und über den Wald schauen können. Eingeweiht wurde das von dem Darmstädter Architekten Ot Hoffmann entworfene StadtWaldHauses im Jahr 1995. Auch beim Betreten des Hauses fallen Eigenarten auf: Ein Baum wächst mitten durch das Haus nach oben. Das Gebäude ist hell und offen gebaut, sodass sofort die vielen Ausstellungsobjekte ins Auge fallen: ausgestopfte Tiere, kleine Kunstwerke und Geräte zum Anschauen oder Selbstbedienen.
Spannende Tierbegegnungen und Sinneserfahrungen
Um mehr über den Stadtwald zu erfahren, haben wir eine Führung gebucht. Luisa Weis, eine freundliche junge Frau mit braunen Haaren, die hier ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolviert, führt uns über das Gelände. Sie zeigt uns zunächst das Wildschweingehege. Es ist ein großes, begrüntes und von einem Zaun begrenztes Gebiet. „Wildschweine sind Allesfresser“, erklärt uns unsere Gästeführerin. Eher beschäftigt uns aber, dass das Wildschwein, das wir gerade sehen, ein Küken frisst. Wir sind beeindruckt von den Tieren: „Guck mal, wie weit der gesprungen ist!” sagt Batu, nachdem der Keiler einen Sprung zur anderen Seite des Geheges macht. „Wildschweine können bis zu 50 km/h schnell rennen!”, staunt Levi. Wir sehen Hirsche und dürfen sogar ein echtes Hirschgeweih anfassen. „Das fühlt sich krass an”, findet Jordi. „Das Hirschgeweih wird kleiner, wenn der Hirsch alt wird“, staunt Luise. Man darf es übrigens nicht mitnehmen, wenn man eines findet. Spektakulär sind die lebendigen Stabschrecken und Schaben, die wir sogar auf die Hand nehmen dürfen.
Auch verschiedene Baumarten und Fakten zum Stadtwald bekommen wir bei der Führung an die Hand. Aber sie ist noch mehr als bloße Faktenvermittlung, denn wir können den Wald mit allen Sinnen erfahren: Partnerweise laufen wir durch das Waldstück, müssen „blind“ Bäume erfühlen und danach wiederfinden. „Das ist schwerer als ich dachte”, erkennt Lennart. Wir können Vögel sehen, die teilweise verletzt sind und hier auf ihre Auswilderung vorbereitet werden, denn seit Mitte der 1960er Jahre wird das Gelände auch als Auffangstation für verletzte Tiere genutzt. Ursprünglich wurden auf dem Gelände Fasane gezüchtet, die als natürliche Insektenvertilger im Stadtwald eingesetzt wurden. Nachdem der Stadtwald nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgeforstet werden musste, kam erst 1976 das Informationszentrum dazu, das vor allem am Wochenende gut besucht ist.
Revierförster Saamer mahnt zum Naturschutz
Wir werden bei unserem Besuch im Frankfurter Stadtwald nicht nur über das Gelände geführt, sondern haben das Glück, mit dem Revierförster Axel Saamer über seinen Beruf und über den Stadtwald zu sprechen. Seit 1993 arbeitet er als Förster. Schnell merken wir, dass er seinen Beruf liebt – obwohl sich die facettenreiche Arbeit in den letzten Jahren vervielfacht hat: „Im Wald arbeiten wir mit Maschinen, bauen neue Wege, betreuen Baustellen und kümmern uns um die Tiere. Wie ein Polizist im Wald.” Was uns nachdenklich stimmt: „Fast jeder Baum ist krank!“ Auf die Frage, was man tun kann, um unseren Wald zu schützen, appelliert er an uns: „Sehr viel. Jeder muss im täglichen Leben auf kleine Dinge achten, denn viele unserer Angewohnheiten schädigen den Wald massiv.“
Vor Ort lädt ein Erlebnispfad zum Mitmachen und Ausprobieren ein. In einer Weitsprungkiste können Besucherinnen und Besucher ihre Sprungweite mit der eines Tieres vergleichen, verschiedene Zapfen in einen Korb werfen oder auf einem Barfußpfad Walduntergründe erfühlen. Im StadtWaldHaus selbst lassen sich ebenfalls interessante Dinge über den Wald erfahren. In der Nachtkammer, einem dunklen Rundgang, sehen wir ausgestopfte Nachttiere. Wir lernen außerdem, wie schwer verschiedene Holzsorten sind und können einen Nachbau des Goetheturms bestaunen. Später verlassen wir das StadtWaldHaus wieder – mit vielen positiven Eindrücken: „Ich fand es toll, dass man die Insekten auf die Hand nehmen durfte“, meint Hanna und Batu bekräftigt: „Wir haben sehr viel gelernt.“ Aber auch ernste Themen nehmen wir mit auf den Weg: Florian findet es „schade, dass so viele Bäume irgendeinen Schaden haben.“