Die Klasse 7a des Heinrich-von-Gagern-Gymnasiums ist im Frankfurter Zoo auf Entdeckungsreise gegangen. Begleitet hat sie dabei Marco Dinter, Naturschutzreferent des Zoos.
Wir sitzen an einem warmen Donnerstagmorgen vor dem Zoo im Schatten, während wir auf Marco Dinter, den Naturschutzreferenten des Frankfurter Zoos warten. Wir möchten gerne mehr darüber erfahren, wie sich der Zoo für den Natur- und Artenschutz einsetzt. Als wir diesen durch einen Nebeneingang betreten, ändert sich die Atmosphäre schlagartig: Wir sehen viel Grün und hören Vogelgezwitscher. Zu dem Zeitpunkt begegnen uns nur wenige andere Besucher. Der Zoo wirkt ganz friedlich. Wir haben das Gefühl, mitten in der Natur zu sein, obwohl wir eigentlich mitten in der Stadt sind. Wir laufen durch einige Büsche und stehen direkt vor dem ersten Gehege.
Der Zoo hat viele Aufgaben
Zunächst klärt uns der Naturschutzreferent über die vier Aufgaben des Zoos auf: Die erste Aufgabe sei es, den Menschen einen Ort zur Freizeitgestaltung zu bieten. Dass der Zoo ein Ort ist, an dem sich Menschen gerne aufhalten, spüren wir sofort. Zudem habe der Zoo einen Bildungsauftrag und wolle die Menschen, z. B. durch Infotafeln, aufklären, auch darüber, inwiefern jeder mit seinem eigenen Lebensstil dazu beitragen kann, Tiere zu schützen. Als Beispiel nennt Dinter die Überfischung der Meere, die für Pinguine eine Gefahr darstellt. Somit könne jeder von uns durch einen bewussten Fischkonsum dazu beitragen, den Lebensraum der Pinguine zu schützen.
Die dritte Aufgabe ist, so Dinter, die Forschung. Dadurch, dass z. B. Tiermediziner an den Zootieren Krankheiten erforschen, werde zu ihrer Erhaltung beigetragen. Viertens sei natürlich der Arten- und Naturschutz zu nennen. Während Marco Dinter uns genau erklärt, wie der Zoo seinem Naturschutz-Auftrag nachkommt, stehen wir vor dem Gehege des Brillenbären, der dem Naturschutzreferenten zugegeben ein wenig die Show stiehlt.
Eine große Errungenschaft des Frankfurter Zoos ist die Einführung des Naturschutz-Euros im März 2021. Dieser kann beim Kauf einer Eintrittskarte freiwillig gezahlt werden. Entscheidet sich der Besucher für die Spende, unterstützt dieser eines von insgesamt sechs Naturschutzprojekten. Eines davon dient der Sicherung der Artenvielfalt im Manu Nationalpark in Peru, wo unter anderem auch Brillenbären leben. Passend dazu heißt einer der Brillenbären im Frankfurter Zoo Manu. Im vergangenen Jahr wurde bei 79 Prozent aller Eintrittskarten der Naturschutzeuro mitbezahlt. Somit wurden rund 256.000 Euro eingenommen. Ein großer Erfolg, auf den der Frankfurter Zoo zurecht sehr stolz sein kann.
Grevy-Zebrastuten zeigen kalte Schulter
Auch kleinere Artenschutzprojekte fördert der Frankfurter Zoo, z. B. durch Spendenaktionen. So unterstützt der Zoo etwa das Artenschutzprojekt „Okapi Conservation Project“, das sich der Erhaltung von Okapis in der Demokratischen Republik Kongo verschrieben hat. Das Okapi ist für den Zoo besonders wichtig, da dieser der erste in Deutschland war, der dieses außergewöhnliche Tier hielt.
Der Naturschutzreferent führt uns anschließend zu den Grevy-Zebras. Aktuell leben dort drei Zebrastuten, die uns bei unserem Besuch leider die kalte Schulter zeigen. Die Tiere gehören laut Dinter nicht dem Zoo, sondern werden über das EAZA Ex-situ-Programm, das sich für den Erhalt und die Kontrolle der Grevy-Zebra-Population einsetzt, auf die verschiedenen Zoos verteilt.
Hektisches Treiben im Menschenaffenhaus
Weiter geht es für uns zu den Westlichen Flachlandgorillas im Menschenaffenhaus „Borgori-Wald“, wo uns eine schwüle Luft, hektisches Treiben und fröhlich-laute Rufe der Tiere empfangen. Hier stellt uns Marco Dinter eine Artenschutz-Maßnahme der besonderen Art vor. So hat es uns sehr erstaunt, dass mit alten Handys bedrohte Tierarten geschützt werden können. Der Abbau von Rohstoffen, z. B. Tantal, das in Handys verbaut wird, führt dazu, dass der Lebensraum zahlreicher Tiere, so auch der zwei Gorillaarten, gefährdet wird. Deshalb hat der Frankfurter Zoo eine Sammelaktion gestartet. Alte Handys können abgeben werden. Anschließend werden die Handys fachgerecht recycelt. Das führt zum einen dazu, dass weniger Rohstoffe in den Herkunftsländern der Tiere abgebaut werden, zum anderen wird das daraus erwirtschaftete Geld an Schutzprojekte zur Erhaltung von Berggorillas gespendet.
Können Zootiere ausgewildert werden?
Zum Schluss haben wir noch die Gelegenheit, Fragen an Marco Dinter und seine Kollegin Dr. Vera Pfannerstill zu stellen. So erfahren wir beispielsweise, dass nach aktueller Schätzung über 44.000 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Der Zoo trage zur Erhaltung dieser bei. So würde es beispielsweise die sehr seltene Socorrotaube, die im Frankfurter Zoo gezüchtet wird, ohne das Zuchtprogramm im Grunde nicht mehr geben. Auch wollen wir wissen, ob und wie es gelingen kann, Zootiere wieder auszuwildern. Laut den Tierexperten sei dies nicht immer leicht und müsse manchmal über Generationen geschehen. Dennoch sei dies z. B. vor einigen Jahren bei Sumpfschildkröten und Spitzmaulnashörnern gelungen.
Nach unserer kleinen Pressekonferenz verlassen wir den Zoo durch einen Hintereingang und sind wieder mitten im Stadtleben des Frankfurter Ostends. Wir nehmen zahlreiche spannende Eindrücke mit und danken Marco Dinter und dem Frankfurter Zoo herzlich für den interessanten Einblick in ihre Natur- und Artenschutzarbeit sowie den tollen Vormittag, den wir bei ihnen verleben durften!